Konsumrausch
Warum wir Dinge kaufen, die wir nicht brauchen, bereits in anderer Form besitzen oder uns eigentlich nicht leisten können
Die Gesellschaft lehrt uns täglich, wie wir unser Geld ausgeben – nicht wie wir es behalten. Egal wo du hinschaust, überall lauert verstecke Werbung. Du nimmst sie wahrscheinlich nicht wahr, dein Unterbewusstsein schon. Sei es angebrachte Werbung an öffentlichen Verkehrsmitteln, Werbetafeln oder digitale Medien. Laut einer aktuellen Studie verbringen wir Deutschen im Durchschnitt 71 h in der Woche im Internet – mehr als je zuvor.
Medien suggerieren uns, dass uns etwas fehlt, wir dies oder jenes bräuchten, um glücklich zu sein. Sei es Kosmetik, Mode, Technik, Geräte, Genussmittel oder Süßigkeiten. Sie wecken in uns ein unbewusstes Verlangen.
Kinder sind das beste Beispiel. Sie sehen etwas im Fernsehen, bei einem Freund oder einer Freundin kommen nach Hause und sagen „Mama, das will ich auch“.
Bei uns Erwachsenen ist es gar nicht anders. Mit dem Unterschied, dass wir uns eigentlich besser reflektieren sollten. Jedoch schwächt die tägliche Reizüberflutung unser Bewusstsein.
Anstatt uns zu entspannen, verbringen wir mehr Zeit im Internet als je zuvor. Anstatt selbst kreativ zu werden, zu kochen, unser Zuhause oder Garten zu gestalten, schauen wir anderen auf Social Media dabei zu. All das suggeriert uns, dass uns etwas fehlt, wir etwas brauchen oder zu wenig von etwas haben.
Früher gab es keine sozialen Medien, kein Onlineshopping, kein Coffee „to go“ an jeder Ecke… viele ältere Menschen haben nie gelernt Geld auszugeben, haben ihren Lebensstandard über die Jahre nie verändert und sind wohlhabend gestorben. Ist das beneidenswert? Das sei dahingestellt. Unsere Generation dagegen ist umgeben von Möglichkeiten und Reizen. Alles ist überall und jederzeit erreichbar. Wir denken nicht mehr, sondern kaufen gleich. Wir haben verlernt zu erkennen, was wir wirklich brauchen. Denn eines steht fest – „Haben ist NICHT besser als Brauchen“. Durch digitale Zahlungsvorgänge haben wir das Gefühl für den Wert des Geldes verloren: Was ist teuer? Was ist günstig?
Ein Beispiel aus dem Sale und Schlussverkauf: Wenn du auf 100 € 30% sparst, hast du dennoch 70€ zu viel ausgeben. In uns wird das Bedürfnis von „das muss ich unbedingt haben“ geweckt, denn so günstig kriege ich es nie wieder. Kredite und Ratenzahlungen machen es jedem möglich Dinge zu kaufen, die er sich sonst vielleicht gar nicht leisten könnte.
Vor einiger Zeit habe ich diesen Spruch gelesen und er trifft es ziemlich genau.
„Alles, was wir anfassen können, wird irgendwann nicht mehr da sein“.
Wir häufen uns zu mit materiellen Dingen, die wir nie benutzen, im Kleiderschrank verstauben oder in anderer Ausführung bereits haben. Wozu? Um es irgendwann zu entsorgen, zu verschenken oder wegzuschmeißen. Anstatt in materielle Dinge zu investieren, die keiner braucht, sollten wir in Erinnerungen und Momente investieren, auf die wir im Alter zurückblicken können. Nichts ist wertvoller als unsere Lebenszeit.
Apple macht es genau „richtig“. Warum kaufen wir jedes Jahr ein neues Handy, obwohl das „alte“ noch funktioniert? Wir kaufen nicht erst, wenn etwas kaputt geht, wir kaufen schon vorher, weil wir denken das „alte“ sei nicht mehr gut genug. Es ist nichts Positives darin zu finden, dass wir als „Wegwerf“ und Konsumgesellschaft bezeichnet werden. Wir nehmen vieles als selbstverständlich, was nicht selbstverständlich ist.
Worauf will ich hinaus? Ist das alles schlecht? Ich denke keiner möchte diesen Komfort wirklich missen. Aber es erfordert mehr Bewusstsein und Achtsamkeit. Wir sollten uns viel öfter fragen: Warum will ich das? Brauche ich das wirklich? Kann ich mir das leisten oder übernehme ich mich damit? Ist es das jetzt wert oder konsumiere ich an der falschen Stelle? Muss es immer das Neueste sein oder kriege ich das auch gebraucht? Muss es immer Marke sein? Für wen oder warum kaufe ich das wirklich? Was sind meine wahren Herzenswünsche?
Der Weg raus aus dem Konsum liegt in Achtsamkeit und dem bewussten Hinterfragen deiner Kaufentscheidungen. Hinter jedem Kaufwunsch steckt ein Bedürfnis. Ein Bedürfnis sich besser zu fühlen, nach Freiheit, Sicherheit, Anerkennung und nach Status…Wenn du dein wahres Bedürfnis kennst, fällt es dir leichter die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Tipps, wie du zukünftig bessere Kaufentscheidungen treffen kannst:
- Vor jedem Onlinekauf: lass dein gewünschtes Produkt ein paar Tage im Einkaufskorb liegen. Willst du es nach einer Woche immer noch oder hast du es bereits vergessen?
- Nur wenn du dir das gewünschte Produkt auch 2-mal kaufen könntest, kannst du es dir wirklich leisten
- Frage dich immer: brauche ich das oder will ich es nur, weil ich es irgendwo gesehen habe?
- Kann ich mir das ausleihen oder auch gebraucht kaufen?
- Habe ich das nicht schon, nur in einer anderen Art oder Ausführung?